ITCHY beim Rocco del Schlacko Festival im Sommer 22

Das saarländische Püttlingen liegt im Saarland und genau dort findet regelmäßig das großartige ROCCO DEL SCHLACKO Festival statt. Das letzte Mal, dass ich dort war, muss irgendwann zwischen 2002 und 2008 gewesen sein. Seinerzeit haben wir noch unser Nokia 3210 samt Handyhülle mit Kette an der Jeans gegen Diebstahl gesichert, sodass es nahezu unmöglich sein wird, Handybeweisfotos dieses damaligen Festivalerlebnisses mit euch teilen zu können. Was für ein Glück!

1,5 Jahrzehnte später bin ich für den 12.08.2022 mit dem WIZO verabredet. Ein Blick auf das Lineup verrät mir, dass die Herren aus dem Hause ITCHY, geborene Poopzkids bereits donnerstags das Tanzbein schwingen. Grund genug mich bereits mittwochs in Richtung Süden zu begeben.

Zunächst steuere ich meinen Nightliner in einer ausgedehnten Mittagspause Richtung Trier. Dort wohnt ein alter Freund und ehemaliger Arbeitskollege, den ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe. Die zu heißen Temperaturen haben hier bereits ihre Spuren hinterlassen. Es sieht hier aus wie in Südfrankreich. Grüne Grashalme sucht man hier vergebens - alles ist hier gelb wie Stroh. Meine restliche Arbeit verrichte ich zunächst im Bus und später in der Küche meines Freundes. Ein üppiges und äußerst schmackhaftes Abendessen im Kreise der Familie lässt mich hier sehr wohl fühlen und stärkt mich ausreichend für das Festival. Alte Rooco-Festival-Geschichten von Christian, weisen darauf hin, dass es eine staubige Angelegenheit beim Rocco werden könnte.

Bis zum Festivalgelände sind es noch ca. 100 Kilometer. Nach einem köstlichen Frühstück, ein paar Business-Calls und genügend Kaffee geht’s weiter in Richtung Süden. Die Itchys weisen mich mehrfach darauf hin, unbedingt die beschriebene Anfahrtsbeschreibung zu befolgen und auf gar keinen Fall der Straßen-Festival-Beschilderung zu folgen, da es KEINEN WEG MEHR ZUM BACKSTAGE von dort aus gibt!!! Ich nehme diesen Hinweis sehr ernst und bin trotz ausgedruckter Beschreibung sehr nervös, ob ich jeweils die richtigen Abbiegungen erwische („halb links hinter der Kirche die Straße reinfahren...“). Die Beschreibung ist aber sowas von präzise, dass sogar die Circa-Meterangaben auf den Zentimeter genau passen.Danke dafür liebes Rocco!

Beim Festival-Check-In erkundige ich mich, wo ich mein Fahrzeug bei den Nightlinern abstellen darf und ob ich mich bei einem Parkeinweiser melden muss. Das freundliche Personal lächelt mich an und meint: „Parkeinweiser? Ist dein Fahrzeug so groß? Stell dich einfach dahin, wo Platz ist.“ Nichts leichter als das - also parke ich meinen Nightliner standesgemäß. Ich richte mich häuslich ein und beschließe mir ein Bild vom Gelände zu machen. Ich freue mich, dass die Laufwege vom Parkplatz zum Gelände recht kurz sind, was sich später jedoch noch als Trugschluss herausstellen wird.

Als die Itchys eintreffen, wird zunächst die Backstage-Area bezogen. Dies bedeutet eigentlich nur, dass Taschen und Koffer in einen Raum mit Snacks und Drinks nahe der Bühne gestellt werden. Viel mehr passiert hier in diesen Räumlichkeiten dann auch nicht, da die Backstage-Area eine Zeltstadt ist, die bei 35 Grad Außentemperatur kaum entspannt zu genießen ist. Die gemütlichen Sitzgelegenheiten im Schatten vor der Zeltstadt sind da doch etwas willkommener.

Nach der Ablage des Gepäcks beschließen wir kollektiv, einen kleinen Snack einzunehmen. Ich habe nichts gegen diese Art des Gruppenzwangs und mache die Buffetfräse Numero Uno. Als Amateur nehme ich mir einen Teller und starte für die Optik mit etwas grünem, knusprigen Falafelbällchen und schmackhaftem Coleslaw. Ein Blick nach links zeigt mir, wie’s der Profi macht. Dort steht Sibbi mit zwei Tellern in den Händen aber noch genug Arme frei, um mehrere Grillzangen gleichzeitig zu bedienen. Ich habe plötzlich das Bild der mehrarmigen Göttin Shiva vor Augen und verspüre den Drang Sibbi zu sagen, dass ich wahrscheinlich zweimal zum Buffet gehen werde.

Ich bin satter als mir lieb ist, aber den Zitronenkuchen zum Nachtisch konnte ich nun wirklich nicht stehenlassen. Da ich immer noch mit Flipflops hier rumrenne, muss ich kurz zum Bus und werfe mich in die Arbeitskleidung. Ein kleiner Zettel an meiner Schreibe ist leider keine Fanpost sondern eine freundliche, aber bestimmte Aufforderung, den Nightliner zu versetzen. Da ich nicht schon am ersten Tag Krawall anzetteln will, entspreche ich der Bitte und parke um.

Als ich später das nächste Mal zum Auto komme, werde ich sogar persönlich angesprochen. „Du kannst hier nicht stehen - bitte hier auf die Wiese fahren.“ Alles klar! Die Wiese ist wirklich groß und es ist genügend Platz. Da ich nicht direkt am Feldweg mit möglichem Durchgangsverkehr stehen will, wähle ich aus all den vielen Möglichkeiten den perfekten Platz - NICHT!

Was ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht rieche, ist die Tatsache, dass mein Auto nun 5m neben einem riesigen Tankwagen steht, der eigens dafür abgestellt ist, aus einem etwas kleineren Tankwagen ca. stündlich Dinge abzusaugen, die ich hier nicht in Worte fassen will. Aber soviel sei gesagt: Im Moment der „Materialübergabe“ von Tankwagen 1 zu Tankwagen 2 ist es so, als läge mein Kopfkissen direkt auf dem Urinal eines Dixiklos mit (als Seitenschläfer) freiem Blick auf die große Schüssel!

Ich finde, dass ich die maximale Anzahl Umparkungen pro Tag aufgebraucht habe und beschließe, den Wagen dort stehen zu lassen.

Nun ist auch schon Festivaleröffnung - Ein alter Bekannter ist Opener! Boysetsfire Frontman Nathan Gray hat die Ehre und spielt trotz direkter Sonneneinstrahlung auf der Bühne und verhältnismäßig geringer Publikumsdichte eine großartige Show. Ich merke, wie er sich über jeden einzelnen Zuhörer aufrichtig freut und genieße das Konzert.

Parallel wird am Bühnenseitenrand bereits alles für die Itchy Show vorbereitet. Wie immer geht ab dann alles sehr schnell. Als das Konzert beginnt, werde ich etwas sentimental, da es nun Corona-bedingt schon über drei Jahre (!) her ist, dass ich die ganze Itchy-Truppe gesehen habe. Und zwar genau am 24.04.2019 beim Donots Geburtstags Slam. Ich kann’s nicht fassen!

Hier nun also die ersten Itchy Bilder nach so einer langen Durststrecke!

Nach der Show sind übrigens alle außer mir wieder hungrig - auch Sibbi. Ich gönne mir ein paar Blätter Alibi-Salat an quietschgrünen Bohnen. Buffetfräse die Zweite. Als hätte Itchy einen Ernährungsratgeber geschrieben, steht nach dem Essen eine sportliche Auseinandersetzung auf dem Programm.

Die weitere Zeit des Abends verbringen wir im Backstage, bis dann schon die Abreise der Band zum Hotel ansteht - Schließlich geht’s morgen weiter zum Taubertal Festival.

Als alle weg sind nehme ich die Duschen im Backstage in Anspruch, wasche mir den Staub von den Waden und falle gegen 00:00 Uhr übermüdet aber glücklich ins Bett. Die romantische Vorstellung, direkt neben den Nightlinern der Bands in Bühnennähe zu parken, wird von ca. 102 DB lauten Beats der Second-Stage zerschlagen, die erst um 03:00 Uhr Nachts verstummen. Da sowohl Bus und Boden erdbebenartig wackeln, bringen meine 20 DB senkenden Ohrenstöpsel ziemlich genau gar nichts!

Nach 3,5 Std. Schlaf werde ich von der aufgehenden Sonne geweckt.