Ruhrpott Rodeo - Hünxe 07.07.2018

Dieses Jahr ist bei mir festivalmäßig einiges los! Das ist unter anderem auch der Grund dafür, dass jetzt erst mein Tagebucheintrag zum Ruhrpott Rodeo erscheint. Ich hänge also ein bisschen hinterher aber ich find das gar nicht schlimm, denn der wunderbare Sommer könnte kaum kurzweiliger sein. Es ist irgendwie ein Wechselbad der Extreme. Entweder stehe ich mit ca. 14. kg bepackt bei milden 35°C auf der Bühne oder ich liege am See mit einem alkoholfreien Bier und schreibe Tagebucheinträge. In beiden Fällen bin ich schweißgebadet und überglücklich.

Der Wizo hat mich dieses Jahr netterweise zum 'Bullenreiten' eingeladen. Ohne zu wissen, was mich erwartet, fahre ich pünktlich los, um vielleicht noch weitere Bands ablichten zu können.

Im Glauben, dass Hünxe direkt zwischen Bochum und Witten Herdecke liegt, tippe ich das Ziel blind ins Navi ein und folge der netten Frauenstimme.

Als ich auf der A3 Richtung Oberhausen die A40 rechts neben mir liegenlasse, macht sich leichte Verunsicherung breit. Nach weiteren 20 Minuten Autofahrt muss ich mir eingestehen, dass ich keine Ahnung habe, wo Hünxe ist! Als ich irgendwann von der Autobahn abfahre und ein Ortseingangsschild Hünxe entdecke, werde ich leider nicht entspannter, denn ich finde keinen einzigen Hinweis oder Wegweiser, der auf ein zünftiges Punk-Festival hindeuten würde. Schlauerweise hatte ich mir einen Screenshot der Festival-Wegbeschreibung zu Hause angefertigt, der netterweise auch eine Info für neumodische Technik-Freaks mit GPS-Affinität enthielt. Blöd nur, wenn dein Navi ca. 9 Jahre alt ist und die angegebene Kreuzung nicht kennt.

Ich irre also ca. 30 Minuten durch die Gegend, frage mich mehrfach durch, lerne nette kroatische Fahrradfahrer kennen, die kein Wort deutsch verstehen und werde irgendwann von einem Rentner mit Tour de France Ambitionen einen sehr schmalen aber laaaangen und schlängeligen Waldweg entlang geschickt. Zu meiner großen Freude stoße ich irgendwann auf einen Planwagen voll mit betrunkenen Junggesellen, gezogen von einem Trecker, folge mit da. 5,3 km/h und höre mir Sprüche an wie 'ohhh, Düüüüsseldorf'! Irgendwann wird's mir zu bunt, ich packe die Go-Go-Gadget-Offroadbereifung aus und lasse die Bande Halbstarker Staub fressen.

Tatsächlich erreiche ich irgendwann das Ziel, parke mein Auto und merke mir die Reihe in der ich geparkt habe nicht! Nach dem Check-In läuft alles wunderbar reibungslos und ich frage mich, was heute noch schief läuft, denn irgendwie läuft es für meine Erfahrung etwas zu glatt. Jetzt habe ich erstmal Zeit mich zu orientieren. Die Monsters of Liedermaching sind schon bei der Arbeit, es gibt Kaltgetränke und das Wetter ist toll.

Das Ruhrpott Rodeo gönnt seinen Besuchern und Mitarbeitern nur wenige Pausen. Es gibt zwei Bühnen. In der Umbaupause der einen Bühne wird auf der anderen alles in Schutt und Asche gelegt. Wem das irgendwann zu viel wird, der kann sich bei einer Runde Rodeo erholen oder mit einer riesigen Auswahl an Snacks sein Hüftgold-Depot aufstocken.

Bildunterschrift: Produktion, Logistik und Vertrieb im Corporate Design ;-)

 

Irgendwann setzt mir die Sonne derartig zu, dass ich mir kurz die Sonnencreme aus dem Auto holen will. Warum sieht denn hier auf dem Parkplatz plötzlich alles so gleich aus? Und da haben wir es! Mein Auto wurde bestimmt, auf jeden Fall wahrscheinlich ganz sicher geklaut! Nach einer systematischen Rasterfahndung, kurzzeitigen Panikattacken und purer Verzweiflung stellt sich raus, dass irgendwelche Scherzkekse mein Auto trotz Alarmanlage, Lenkradschloss und Wegfahrsperre irgendwie in eine andere Reihe gestellt haben. Haha! Sehr witzig! Auf den Schreck gönne ich mir ein Vollkornknäckebrot, ersticke fast an diesem trockenen Scheiß und schleppe mich zurück zum Festival.

Im Backstage treffe ich den lieben Tim Vantol und seine Band und werde eingeladen, die Show fotomäßig zu begleiten. Nichts lieber als das! Mein Fotojob hält mich ja nicht davon ab, bei 'Appologies I have some' und 'Till the end' lauthals mitzuschreien.

An diesem sonnigen Tag lerne ich viele nette Menschen kennen, habe gute Gespräche und verspreche dem Backliner von Discharge ihn nachts zum Flughafen nach Düsseldorf mitzunehmen.

Irgendwann kommt dann auch die Stunde des Headliners und der Wizo macht sich bereit für die Show. Vor dem eigentlichen Finale mischt Axel noch die Toy Dolls auf der Bühne auf und erntet schon mal eine Einheit Beifall für einen ersten Vorgeschmack.

Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir übrigens auf, dass ich oft weniger über die eigentliche Show schreibe als über den Weg dorthin. Dies mag einerseits daran liegen, dass ich vor lauter Begeisterung und Konzentration während der Show kaum noch aufnahmefähig bin. Andererseits sollt ihr euch lieber einen eigenen Eindruck mit Hilfe meiner Bilder verschaffen. Zu meinen Bildern empfehle ich ein Glas Rotwein, als Vorspeise die Seegurke, zum Hauptgang ein goldenes Stück Scheiße und zum Abschluss den 'Kopfschuss' - Wohl bekomms!


Um 01:20 a.m. sitze ich mit Adam im Auto, der zuvor intuitiv auf der Fahrerseite einsteigen wollte. Wir schwelgen gemeinsam in Zukunftsfantasien, die Adam folgendermaßen beschreibt:
"Sebastian, you never know! Maybe we'll meet again at a festival and I say: Sebastian is it you?? And you say: Yes, it's me!! And I say: Good to See you again!! An both of us are laughing - You Never know Sebastian!"

Thank you Adam, for the company! Pleasure to meet you!